2020 lief die große Keith Haring Retrospektive im Museum Folkwang. Keith Haring nutzte die Straßen New Yorks als Atelier, um seine Kunst für alle zugänglich und erlebbar zu machen. Damit setzte er einen Trend, der bis heute weit verbreitet ist, so auch in unserer schönen Stadt.
Lokale als auch internationale Urban-Art-Künstler haben in Essen viele versteckte Kunstorte geschaffen, die das Bild des öffentlichen Raums immer mehr prägen. Und wer mit offenen Augen durch die Straßen geht, findet vieles was das urbane Herz höher schlagen lässt: von aufwendigen Wandbildern, sogenannten Murals über Graffiti bis hin zu Sticker- sowie Stromkastenkunst.
Ganz gemäß der Idee von Keith Haring, die Kunst zu den Menschen zu bringen, haben wir für euch einen Rundgang zusammengestellt, bei dem ihr – ohne Anspruch auf Vollständigkeit – einen Blick auf die aktuelle Street Art-Szene in Essen werfen und durch die Innenstadt, Südviertel, Holsterhausen sowie Rüttenscheid spazieren könnt. Die Tour ist rund 11km lang und ihr braucht etwa zweieinhalb Stunden.
Die Tour beginnt in der Innenstadt und hier erwarten euch bemalte Häuserwände, Graffiti-Kunst und Stickerkunst, soweit das Auge reicht. Am Anfang der Gladbecker Straße, gegenüber Viehofer Platz, begrüßt euch ein riesiges Wandbild zum Thema Stadt-Mensch-Raum. 2013 hat das zehnköpfige Team vom »Art meets Art«, das Mural auf der 80 mal 5 Meter großen Mauer kreiert.
Weiter geht’s über den Viehofer Platz Richtung GOP Varieté-Theater. Auf der Street Art Essen »wall43«, Höhe Konsumreform Shop entstand ein Bild, inspiriert vom der Fridays for Future Bewegung. Den Essener Graffiti-Artist Mister Oreo hat ein Greta Thunberg Zitat zu seinem StreetArt Projekt inspiriert.
In unmittelbarer Nähe findet ihr verschiedene Kunstwerke, die durch das regionale Urban Art Netzwerk Transurban und Urban Fine Art Meeting (UFAM) entstanden sind. Auf der Viehofer Straße 28 zeigen Streetart-Künstler Martin Bender und Tobias Koop Gesicht im Einklang mit der Umgebung. Ihr Wandporträt haucht einer grauen Fassade sozusagen neues Leben ein.
Nahebei war das Mural »Dig Deep« von Tymon Ferenc de Laat alias »MeLikePainting« an der Schützenbahn 25 zu bewundern. Der Rotterdamer Künstler hat die Historie des Ruhrgebiets thematisch erforscht und sein Mural darauf zugeschnitten. Das farbenfrohe Ergebnis zeigt einen bolivianischen Bergmann. Denn auch Bolivien blickt auf eine Historie des Untertage-Bergbaus zurück, allerdings unter anderen Bedingungen als das Ruhrgebiet.
Auf der Rückseite des Atelierhaus Schützenbahn gibt es auch ein Wandbild von den Essenern Betont.es. Die beiden Graffiti-Künstler punkten hier mit grafischen Bildelementen und weichen, fließenden Formen. Direkt ums Eck findet ihr drei Wahrzeichen der Stadt, entworfen von Farbwandel. Jan Schoch und Tim Schild sind keine Unbekannten und haben unter anderem die Wände der U-Bahn-Station Bismarckplatz gestaltet und auch die 15 mal 12 Meter große Hausfassade an der Gelsenkirchener Straße 191: »A Laboratory of Life« beeindruckt mit einer detailreichen und surrealen Zukunfstvision einer maschienengestützten Welt. Weitere Wandbilder von Farbwandel um Essener Bauwerke, Landmarken und Stadtoriginale findet ihr auch in der Essener Tourist Info.
Rund um die Schützenbahn könnt ihr viele Artworks von lokalen Künstlern bewundern, wie zum Beispiel »Balance of Opposites« von Ursula Meyer. Ihre 90 Meter (!) lange Wandbemalung entlang Schützenbahn 21 thematisiert gesellschaftliche Gegensätze und bringt diese durch das Zusammenspiel von Farbe und Ornamentik ins Gleichgewicht.
An der Rottstraße 2 gibt es noch ein Mural mit bunten Streifen und Message von den Essenern Martin Domagala und Roman Kochanski. Ein paar Meter weiter an der Kreuzeskirche erwartet euch eine Besonderheit, nämlich das weltweit einzige Pop-Art-Kirchenfenster vom US-amerikanischen Künstler und Maler James Rizzi, der 2011 verstorben ist.
Noch mehr Graffiti an vielen Ecken begegnet euch auf dem Weg zum Hauptbahnhof. Ein Must See findet ihr etwas außerhalb auf der Fassade der Umspannanlage Herkulesstraße 30. Das poppige Riesenkunstwerk, vom Essener Künstler und Designer Gabor Doleviczenyi, zeigt Motive des Ruhrgebiets und ist definitiv einen Besuch wert.
Nahe Hauptbahnhof ist auch die Autobahnbrücke über der Helbingstraße teilweise bunt gestaltet. Im Rahmen des Projektes »Stützwerk Farbe« werden die bis dato tristen Brückenpfeiler in farbenfrohe, meterhohe Wandbilder verwandelt. Verantwortlich für die Verschönerungen sind Initiator Jan Schoch und die Graffiti-Künstler Cosima Eggert und Olli Rose.
Vom Hauptbahnhof aus lauft ihr auf den RWE-Turm zu, Richtung Südviertel, mit Sicht auf die Rellinghauser Straße 116. Kaum zu übersehen ist das 10 mal 17,5 Meter große Graffiti vom Künstler Simon Konrad. Im Gegensatz dazu gibt’s an der Hausfassade 107 die kleinteilige, raffinierte Maskeninstallation »Hinwegseher« von Künstlerin Renate Neuser.
Noch ein Hingucker im Herzen des Südviertels ist die Fassadengestaltung »Grüne Lunge« vom Düsseldorfer Graffiti-Künstler Ben Mathis an der Witteringstraße 103. Und wer am Abend unterwegs ist, kann die bemalten Rolltore von I am Love und der benachbarten School of Drinking entdecken.
Der Urban Walk führt weiter Richtung Südwest bis Holsterhausen. Auf dem Weg könnt ihr verschiedene Artworks erleben, wie die Lichtinstallation »ZOO« von Albert Hien auf dem Kiosk am Rüttenscheider Markt, Gabor Doleviczenyi’s Mural »Kreislauf des Lebens« an der Kahrstraße 23 oder die etwas versteckte Banane von Kölner Künstler Thomas »Bananensprayer« Baumgärtel am Museum Folkwang.
Mit dem Ziel Holsterhausen bunter zu machen, hat das Fachgeschäft für Stadtwandel ein tolles Streetart-Projekt initiiert. Hierfür haben Künstler und Schüler 17 Stromkästen und Telekomschränke um das Thema Nachhaltigkeit gestaltet. Wenn ihr entlang der Gemarkenstraße lauft, werdet ihr aufwendige Bilder auf kleinem Format, mit starken, umweltbewussten Botschaften erleben. Darunter Highlights von lokalen Künstlern, wie Ursula Meyer (40), Florian Fuchs (45), Marc de Bruijne (Rühlestraße 15) sowie Jan Schoch, COSI und Signs and Wonders (81).
Auch Jugendliche des Maria-Wächtler-Gymnasiums waren mit Pinsel und Farbe entlang der Rü (77, 125, 168, 200, 255) sowie am Giradet Haus unterwegs, um graue Stromkästen farblich zu gestalten. Initiiert wurde das Projekt von der Interessengemeinschaft Rüttenscheid.
Weiter geht’s durch den idyllischen Haumannpark, mit Zwischenstopp auf der Alfredstraße bis hin zur Sprayfläche am Girardet Haus. Auf der Alfredstraße 91-97 erwartet euch große Kunst. Zur grünen Hauptstadt 2017 hat Gabor Doleviczenyi gemeinsam mit acht weiteren Künstlern die 800 Quadratmeter Fläche des Umspannwerks gestaltet. Das Mega-Bild »Ever Green« zeigt die Stadt als urbanen und grünen Lebensraum mit einer Gesellschaft im digitalen Wandel.
Im Anschluss könnt ihr entlang Girardet Haus schlendern und coole Graffitis bewundern von lokalen Artists, wie The Top Notch, Demon, Bricks & Drips, Shad, Fool und Bem.
Noch etwas mehr Street Art gefällig? Kein Problem! Gleich an der Villa Rü (Giradetstraße 21) findet ihr eine Hall of Fame. Adressen für weitere Halls sind Langenberger Straße (Kupferdreh), Papestraße (Holsterhausen), Auf der Donau in der Innenstadt und Schlossquelle in Borbeck. Außerdem findet seit 2013 das Hafendampf Graffiti-Festival unterhalb der Bundesautobahn 42 am Essener Stadthafen statt. Hier gibt es also regelmäßig Neues zu entdecken!
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Stand: 2022
Wunderschöne Ruhrhöhen - mittendrin mittelalterliche Wasserburgen, romantische Schlösser und denkmalgeschützte Adelssitze, die für märchenhaften Flair sorgen.